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Einleitung und Fragestellung: Ca. 1,5 Millionen Seefahrer nahezu aller Nationalitäten arbeiten in der Schifffahrt und transportieren 90% aller Güter über die Weltmeere. Oft sind sie gefährlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen ausgesetzt, die sich negativ auf Gesundheit und Psyche auswirken können. Dazu gehören beispielsweise die Trennung von Familie und Freunden, dauernder Lärm und konstante Vibrationen, lange Arbeitszeiten und das Nichteinhalten von Vertragsbestimmungen oder Lohnzahlungen. Das Seearbeitsübereinkommen, 2006 (Maritime Labour Convention, 2006), das 2013 in Kraft trat, ist ein Meilenstein zur Verbesserung der Situation von Seeleuten und reguliert aktuell mehr als 90% der Weltflotte. Das Übereinkommen legt Mindeststandards für Bereiche wie Beschäftigungsverträge, Löhne, Arbeits- und Ruhezeiten, Unterkunft, Verpflegung und medizinische Versorgung fest. In einer Pilotstudie wurde der Einfluss des See-arbeitsübereinkommens auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Seeleuten auf Schiffen unter Dänischer Flagge untersucht.
Material und Methoden: Als multimethodologischer Ansatz wurden die Nutzung eines Fragebogens und eines Fokusgruppeninterviews gewählt. Hierzu wurde der „Yale Study of Seafarer Health and Wellbeing“-Fragebogen für den Zweck der Studie angepasst. Der Fragebogen wurde online verteilt und von 55, hauptsächlich Dänischen Seeleuten, beantwortet. Das Fokusgruppeninterview wurde mit vier Dänischen Offizieren geführt und dauerte etwa 50 Minuten.
Ergebnisse: 7,3% gaben an, dass das Übereinkommen ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen „in großem Umfang“ verbessert hat, 27,3% antworteten mit „überhaupt nicht“. Die Teilnehmer der Fokusgruppe betonten, dass die Standards bereits vorher existierten und das Übereinkommen lediglich den administrativen Aufwand erhöhte. Zudem gibt es auch in Dänemark weiterhin Probleme. Dazu gehören vor allem die Sicherheit an Bord, schlechte Internetverbindung, mangelnde Sprachkenntnisse, lange Arbeitszeiten, die Verpflegung und soziale Schwierigkeiten.
Diskussion: Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Dänische Seefahrer kaum vom Seearbeitsübereinkommen profitiert haben. Weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Wohlergehens von Seeleuten sollten daher ergriffen werden. Unter anderem können eHealth und mHealth-Lösungen helfen, die Situation zu verbessern. Verpflichtende Internetverbindung an Bord, wo dies technisch möglich ist, Applikationen zur Gesundheitsüberwachung, um das persönliche Gesundheitsbewusstsein zu fördern und eLearning-Angebote zur Verbesserung und Standardisierung von Sicherheits- und Sprachausbildung sind effektive Möglichkeiten. Zudem können diese Maßnahmen dazu beitragen, die Schifffahrt für jüngere Generationen wieder attraktiver zu machen. |
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Fotteler, Marina L. and Jensen, Olaf C. and Andrioti, Despena
(2019)
Trotz des Seearbeitsübereinkommens weiterhin viele Probleme in der Seefahrt: Ein Aufruf, die Potentiale der Digitalisierung zu nutzen.
In: 15. Fachtagung des Fachverbandes für Dokumentation und Informationsmanagement in der Medizin (DVMD), 05. - 06.03.2019, Düsseldorf, Germany.
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